Italien. 113
Der G etreid ebau blüht besonders in der Poebene. Der Bauer und
der kleine Landmann sind indes immer mehr vor dem Großgrundbesitzer
zurückgewichen, ähnlich wie in England und Irland. Daher herrscht großer
Reichtum des Gutsbesitzers neben Bettelarmut des Bauern inmitten einer
blühenden Kulturlandschaft. Ahnlich ists auch in anderen italienischen Land-
schasten, daher starke Auswanderung.
Italien ist vor allen Ländern Europas das Land der Südfrüchte
und der Ölerzeugung. Seidenbau blüht besonders in der Lombardei.
Italien liefert in Europa die meiste Rohseide (*/? aller Rohseide) und wird
nur von China und Japan übertroffen. Die jährliche Weinernte kommt
derfranzösischen gleich. Der Armut an Mineralien, namentlich an
Kohlen, läßt das Großgewerbe nicht recht zur Entwicklung kommen.
Außer Seidenindustrie wäre noch die Verfertigung von Tonwaren (Majolika),
Glaswaren und Strohhüten zu nennen. Italien ist der Hauptsitz der
mittelmeerischen Korallenfischerei und Korallenbearbeitung. Auch die
Fischerei ist bedeutend. Der Handel beginnt sich seit Eröffnung des
Sueskanals und der Tunnelbahnen wieder zu heben. Der Außenhandel
beträgt indessen nur 1/4c von dem des Deutschen Reiches und wird von dem
Belgiens und der Niederlande weit übertroffen.
Mit dem Deutschen Reiche tauscht Italien 1/7 seines Außenhandels
aus; der deutsche Handel steht an 1. Stelle. (Italien schickt ein: Seide 2/s
und Südfrüchte x/5.).
Italiens Lage zu den Hauptstraßen des Weltverkehrs hat
stark gewechselt. 1. Zur Römerzeit lag es in der Mitte der bekannten
Erde. — 2. Infolge der Kreuzzüge blühte der Orienthandel empor,
ebenso die Handelsrepubliken, der Wohlstand, Kunst und Wissenschaft. —
3. Infolge der Entdeckung Amerikas und des Seewegs nach Ostindien
wurde der Verkehr Europas durch die atlantische Seite vermittelt. Italien
trat in den Hintergrund. — 4. Seit Eröffnung des Sueskanals
erneutes Aufblühen des Handels (Genua, Neapel.)
3. Ortskunde.
a) In Oberitalien: # Turin, eine der schönsten Städte Italiens,
am Po und an der Bahn, die sich an den Mont Cenis-Tunnel schließt.
Genua in schöner Lage, Italiens erste Seehandelsstadt. G Mailand,
Hst. der Lombardei, größte und reichste Stadt Norditaliens, Knotenpunkt des
oberitalienischen Bahnnetzes, Hauptort für Seidenindustrie, der berühmte
Marmordom. — Verona, Festung an?. >z: Venedig auf Inseln in den
Lagunen des Adriameeres gelegen, ehemals die reichste und mächtigste Handels-
republik Europas, reich an Kirchen (Markuskirche am Markusplatz) und Pa-
lasten (Dogenpalast). — In der Provinz Emilia: * Bologna, am Kreuzungs-
punkt der Straße Venedig—florenz und der via Aemilia.
d) In Mittelitalien. # Florenz am?, eine der schönsten Städte
Europas, berühmt durch großartige Kunstsammlungen; Industriestadt. —
Pisa, im Mittelalter seemächtige, volkreiche Handelsstadt in der Nähe der
Arnomündung; heute eine stille Landstadt. -Zi Livorno, Hasen von Toscana.
— Anco na, Hafenstadt an der Ostküste. — G Rom, Hst. des Königreichs
und Sitz des Papstes*), zu beiden Seiten der Tiber gelegen, im Altertum Hst.
des Weltreichs, im Mittelalter Hst. der Christenheit des ganzen Abendlandes,
reich an alten Kunstschätzen und Baudenkmälern (Forum, Engelsburg, Kata-
komben). Die Peterskirche ist die größte christliche Kirche.
*) Der souveräne Besitz des Papstes besteht aus dem Vatikan,
dem Lateran und einem Lustschloß in den Albaner Bergen.
Tromnau-Schlottmann, Schulerdkunde Ii. 8
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Extrahierte Ortsnamen: Italien England Irland Italien Europas Italien Europa China Japan Majolika Italien Belgiens Niederlande Italien Italien Italiens Amerikas Ostindien Europas Italien Genua Oberitalien Italiens Genua Italiens Mailand Norditaliens Verona Venedig Europas Bologna Mittelitalien Europas Livorno Rom Altertum Engelsburg Vatikan
174 Das Deutsche Reich.
Großartige Bauwerke sind die Stadtbahn, die elekrrifche Hochbahn,
die Siegessäule, das Königliche Schloß, das Zeughaus, das
Kaiser Wilh elm-D enkm al. das Reichtagsgebäude. ' Die schönste
Straße ist die „Unter den Linden". Ein Spaziergang durch den schönen,
schattigen Tiergarten und durch die Siegesallee mit den Denkmälern
samtlicher märkischer und preußischer Herrscher führt uns nach Charlotten-
bürg, reich an Villen und Gartenanlagen.*) — Spandau, Festung an der
Spreemündung, wichtiger Waffenplatz der Mark, berühmt durch seine Gewehr
sabriken und Geschützgießereien und die Militärschießschule. Im Juliusturin
liegt der Reichskriegsschatz, 120 Mill. Ml in Gold. — Potsdam, R.-B.-H.,
zweite Residenz der preuß. Könige, an der seenartig erweiterten Havel in
schöner Umgebung gelegen. Schlösser Sanssouci, Babelsberg, Neues
Palais u. a. — Brandenburg a. d. Havel, älteste Stadt der Mark^
Fahrradwerke. — Eberswalde, am Finow-Kanal, Forstakademie. —
Frankfurt a. £>., R.-B.-H., an der großen wö. Verkehrslinie. — Küftrin,
starke Festung an der Warthemündung. — Guben, gewerbreiche Stadt an
der Lausitzer Neiße. — Kottbus, Eisenbahnknoten.
; c) In der Provinz Sachsen: Stendal, alte Hst. der Altmark.
4. Der südliche Landrücken besteht aus einzelnen, lose aneinander
gereihten Erhebungen, die sich von 80. nach Sw. erstrecken und in dieser
Richtung an Höhe abnehmen. Er zeigt sandigen, wenig fruchtbaren Boden.
Ihm fehlen die Seen. Vorwiegend trifft man magere Ackerfelder und Kiefern-
wälder an.
In Oberschlesien bildet der Landrücken auf der rechten Oderseite die
Tarnowitzer Höhe, die fehr reich an Zink, Steinkohlen und Eisen ist.
Die Eisenschätze haben hier den dichtbevölkerten oberschlesischen
Jndustriebezirk hervorgerufen mit zahlreichen, schnell gewachsenen Städten.
N. von Kosel erreicht der Landrücken seine höchste Erhebung, 400 in. Auf
der Feldmark Paruschowitz befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde, 2002 in.
tief. S. S. 15.
Recht fruchtbar ist die zwischen Höhenzug und Sudeten gelegene, von
der Oder und ihren Nebenflüssen bewässerte schlesische Ebene. Aus ihr
erhebt sich zwischen Eulengebirge und Oder der Zobten. Etwa von der
Katzbachmündung ab beginnt das Oderdurchbruchstal. Zu den Hügelketten
dieses Gebietes gehören die weinreichen Grünberger Berge. In der Nw.=
Richtung des Landrückens folgen jetzt die niederschlesischen Heide-
gebiete und der Niederlausitzer Grenzwall, worauf der Landrücken
in den wasserarmen, kahlen Höhen des Flämings hervortritt. Jenseits der
Elbfurche und der fruchtbaren aus Löß bestehenden waldlosen Magdeburger
Börde zeigen sich, noch im Gebiete des ostdeutschen Tieflandes, die letzten
Ausläufer des südlichen Landrückens in den wellenförmigen Sandrücken der
Lüneburger Heide. Den südlichen Landrücken begleitet eine Reihe zu-
sammenhängender Niederungen, die noch jetzt durch Malapane, Oder (bis-
unterhalb Breslau), Schwarze Elster, Elbe (— Magdeburg), Aller, Uuter-
weser kenntlich sind. Man nennt sie das Breslau—bremer Haupttal.
Die Liineburger Heide ist eine starkgewellte, sandige diluviale Fläche.
Auf weiten Strecken herrscht eine traurige Öde, „in der sich Wachholder, Heide
und Besenpfriem Gesellschaft leisten." ' Hin und wieder tritt Kiefernwald,
Ackerfeld oder Hochmoor auf; an einzelnen Stellen triffst du ein Hünengrabs
mit mächtigen Steinblöcken umstellt. Die Bewohner ernähren sich von der
*) Bedeutendste Vororte: Neu-Weißensee, Wilmersdorf, Pankow, # Rix-
dorf, 5 Schöneberg, Steglitz, Groß-Lichterfelde.
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Südwestdeutsches Becken. 149
der Bauern ist die fränkische Hofanlage. Wohnhaus und Nebengebäude
sind stets getrennt. Der rebennmrankte Giebel des Wohnhauses ist nach der
Straße gekehrt; daneben ist das Einfahrtstor. Der Hofraum ist an der
andern Seite von den Stallungen und Schuppen, im Hintergrund von der
Scheuer abgeschlossen. Hinter ihr und dem Wohnhause sind Gartenanlagen.*)
Die fränkische Hofanlage ist wegen ihrer bewährten Einrichtung über einen
großen Teil Deutschlands verbreitet.
e) Ortskunde. Sämtliche Orte in B a y e r n : x Nürnberg, Mittel-
punkt eines lebhaften Industriegebiets, erste Handels- und Fabrikstadt Bayerns,
in einförmiger Gegend gelegen. Die Stadt hat in ihrer Bauart noch viel
Mittelalterliches bewahrt Ihren alten Ruf als Sitz des Kunstgewerbes hat
sich die Stadt bis auf den heutigen Tag zu erhalten gewußt. Im „Germanischen
Museum" besitzt sie eine der reichhaltigsten Sammlungen des deutschen Kunst-
gewerbes früherer Zeiten. Hervorragende Gewerbezweige sind Metallindustm,
Spielwaren-, Bleistift- und Spiegelfabrikation. Ihre Blüte im Mittelalter
verdankte die Stadt hauptsächlich der Lage an der großen Handelsstraße,
die von S. über Augsburg und Nürnberg nach dem deutschen Norden führte.
Heute ist sie Mittelpunkt'des fränkischen Schienennetzes. — Fürth, Fabrik-
stadt unweit Nürnbergs). — Nördlich von Nürnberg die Universitätsstadt
Erlangen, große Bierbrauereien. — Bayreuth, in schöner Lage am?
Wagnertheater. — Kulmbach, am? Berühmte Brauereien. — Bamberg,
inmitten eines großen Gartenbaugebietes unfern des Mains gelegen. —
Würzburg, alte Bischofsstadt, am? Mittelpunkt des Mainw'einhandels.
Universität. — Kissingen, berühmtes Mineralbad an der fränkischen Saale.
Wie heißen die Mainstädte?
2. a) Das schwäbische Stusenland umfaßt das württembergische
Neckarland und reicht mit der schwäbischen Platte bis an den Main. Außer
dem größten Teile Württembergs gehören die nordöstlichen Teile von Baden
zu diesem Gebiete. — Das Stufenland zeigt Landschaften von wechselvoller
Schönheit, hat ein mildes Klima und bedeutende Fruchtbarkeit. Seine
schönsten Reize entfaltet es in dem an Rebengeländen, Getreidefeldern und
Städten reicheu Neckartal.
Der Neckar entspringt da, wo Schwarzwald und Schwäbischer Jura in
einem Winkel zusammenstoßen. Als ein schmales, wildbrausendes Bergwasser
fließt er zunächst nach N. und begleitet dann in nö. Richtung den Nordrand
des Jurazuges bis oberhalb Eßlingen. Oberhalb Heilbronn wird der Fluß
schiffbar. In tiefem, reizendem Tale durchbricht er in feinem weiteren Laufe
den Odenwald, tritt bei Heidelberg in die Oberrheinische Tiefebene und
mündet bei Mannheim in den Rhein.
d) Die Bewohner gehören zu den Schwaben und sind überwiegend
evangelisch. Ihre Vorzüge sind ein tiefes Gemüt, ein lebendiger Geist
und froher Sinn, ein treues, mutiges Herz und eine fleißige, geschickte Hand.
Volkslied, Sang und Sage sind im Schwabenlande daheim, und berühmte
Dichter entstammen den schwäbischen Bergen. Die Fruchtbarkeit ihres Landes
führte sie zu Acker-, Obst- und Weinbau. Ihr Wohnhaus ist auf dem
Lande das „schwäbische Bauernhaus". Es steht mit der Längsseite
nach der Straße, und Wohnhaus und Stallungen befinden sich unter einem
Dach. Hinter dem Gebäude Gartenanlagen. — Die Landwirtschaft allein
kann die zahlreichen Bewohner nicht ernähren. Bei der Dichtigkeit der
Bevölkerung sind auch Industriezweige heimisch, wie Spinnerei und Weberei
*) Bergl. die Beschreibung des Besitztums vom Wirt zum aoldenen
Löwen m Goethes „Hermann Dorothea".
**) Zwischen Nürnberg und Fürth 1835 die erste Eisenbahn in Deutschland.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Derfflinger. 155
Glaube. In Augenblicken der Noth und Gefahr, wo Gründe und Gegengründe der Politik nicht mehr ausreichten, in den schlaflosen Nächten, die dann folgen, fleht er zu Gott, ihn finden zu lassen, was das Beste sei, und an dem, was ihm dann eingeleuchtet, hält er als von Gott eingegeben fest.
Sein vertrautester Rathgeber war während des größten Theiles seiner Regierung Otto von Schwerin, welcher als erster Minister die Stelle des ehemaligen Kanzlers mit dem Titel eines Oberpräsidenten und dem höchsten Range unter allen Beamten einnahm. In militärischen Dingen aber erhielt er an dem berühmten Derfflinger eine wackere Stütze. Bei diesem, als dem ersten berühmteren preußischen Generale, wollen wir hier einen Augenblick verweilen.
Derfflinger kam als armer Schneidergesell in seinem sechszehnten Jahre aus der Lehre und wollte von Tangermünde über die Elbe seinen Weg nach Berlin nehmen, die Schiffer aber wiesen ihn zurück, weil er kein Geld hatte, die Uebersahrt zu bezahlen. Traurig am User stehend sah er, daß viele Leute unentgeltlich übergesetzt wurden; er fragte, was das für Leute seien, und erhielt zur Antwort: Kriegsleute, die kämen überall frei durch. Da meinte Derfflinger, so wäre es ja besser, in der Welt ein Kriegsmann zu sein, als ein Schneider, warf unwillig sein Bündel mit dem Handwerkszeuge in den Strom und ließ sich auf der Stelle als Reiter anwerben. Wo er zuerst Kriegsdienste genommen, ist unbekannt: später trat er in sächsische Dienste, wo er, durch Muth und gutes Verhalten ausgezeichnet, bald zum Offizier befördert wurde Er begab sich im Jahre 1631 unter Gustav Adolph's Fahnen, und seine Tüchtigkeit muß sich dort glänzend bewährt haben, denn schon im Jahre 1635 finden wir ihn als schwedischen Obristlieutenant erwähnt. Er wohnte allen wichtigen Kriegsthaten der Schweden bis zum westfälischen Frieden bei; dann wurde er mit dem größten Theile des schwedischen Heeres mit reicher Belohnung entlassen. Seitdem lebte er in der Mark, wo er sich verheirathet hatte. Bald sollte er seinem neuen Vaterlande als Feldherr große Dienste leisten.
Der Kurfürst bedurfte, als zwischen Schweden und Polen Krieg ausbrach, eines tüchtigen Anführers seiner Truppen, und trat mit Derfflinger in Unterhandlung; dieser stellte seine Bedingungen sehr hoch, wurde aber mit dem Fürsten einig und trat im Jahre 1655 als Generalwachtmeister in bran-denburgische Dienste: seine alte Bekanntschaft unter dem Kriegsvolke, das ehemals unter den Schweden gedient, verschaffte dem Kurfürsten viele tüchtige Offiziere, sein Name, wie seine kundige Thätigkeit förderten die Wer--bungen, und seine Anordnungen trugen viel zur Ausbildung der jungen Kriegsmacht bei, deren Stärke, Ordnung und Ausrüstung bald alle Welt in Erstaunen setzte. In den folgenden Kriegen zeichnete er sich besonders als trefflicher Reitergeneral überall höchst Vortheilhaft aus, und schon im Jahre 1657 wurde er mit großer Anerkennung seiner Dienste und Fähigkeiten zum Generallieutenant der Reiterei ernannt, bald darauf zum Geheimen Kriegsrathe, in welcher Eigenschaft er die Leitung des gesammten Kriegswesens erhielt. Im Jahre 1670 aber wurde ihm wegen seiner großen Verdienste um das Heer die höchste Würde in demselben zu Theil; er wurde zum Feldmarschall ernannt. Wiewohl er wegeu seines eigensinnigen, störrigen Wesens dem
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Extrahierte Personennamen: Derfflinger Rathgeber Otto Derfflinger Muth Gustav_Adolph's Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Schwerin Berlin Schweden Schweden Polen Schweden
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Preußen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Beschießung von Paris. 667
auch feine vorgeschobenen Stellungen hinter dem Mont Avron räumen mußte.
Inzwischen war es gelungen, auch die Vorbereitungen zum Hauptan-<\riff gegen die Südfront von Paris soweit zu fördern, daß die Eröffnung des Feuers erfolgen konnte.
In der Nacht vom 3. zum 4. Januar wurde die Armirung der Batterien gegen die Südwest-Front von Paris, vom Feinde ungestört und anscheinend auch unbemerkt, vollendet. Die Eröffnung des Feuers mußte jedoch wegen dichten Nebels bis zum Morgen des 5. Januar verschoben werden. Der Vertheidiger antwortete lebhaft aus zahlreichen schweren Geschützen der Forts und der Ringmauer, im Anfange auch von den Kanonenbooten auf der Seine. In wenigen Tagen jedoch gelang es, die Forts Jffy und Vanves, sowie die Schanze bei Villejuif fast gänzlich, das Fort Montrouge größtentheils zum Schweigen zu bringen. Die Angreifer konnten sehr bald mit Batterien weiter vorgehen und gewannen dadurch Positionen, von welchen aus ein erheblicher Theil der Stadt unter Feuer genommen werden konnte. In die Stadt selbst wurden täglich 200 bis 300 Granaten geworfen, welche ausreichten, die auf dem linken Seineufer liegenden Stadttheile, sowie jenseits der Seine Passy, Auteuil, Boulogue und Billaucourt lebhaft zu beunruhigen, den größten Theil der Bevölkerung daraus zu vertreiben und den Widerstandsgeist zu erschüttern, ohne jedoch erheblichen materiellen Schaden anrichten zu können. Mehr zu erreichen wäre nur durch deuuebergaug zum förmlichen Angriffe gegen die Forts Jffy und Vauves möglich gewesen, welcher niemals beabsichtigt wurde und von welchem man jetzt um so mehr Abstand nahm, als täglich deutlicher hervortrat, daß die Widerstandsfähigkeit von Paris ihrem Ende nahe war. Selbst wenn die Lebensmittel noch für längere Zeit ausgereicht hätten, würde die Ausdauer des Vertheidigers bald gebrochen gewesen sein, denn auch von Norden her wurde er bereits durch die weit und sicher gehenden schweren Geschosse des Belagerers mehr und mehr beengt und der Zeitpunkt war nicht mehr fern, wo auch die nördlichen Stcidttheile von Paris sich den Schrecken eines Bombardements ausgesetzt sahen.
Die moralische Wirkung des Angriffs wurde um so größer, als inzwischen jede Hoffnung der Pariser aus den Erfolg der neuen Anstrengungen Gambetta's zur Rettung der Hauptstadt mehr und mehr dahinsank.
Die zweite Campagne der französischen Republik.
Alle Anstrengungen Frankreichs vereinigten sich fort und fort in dem einzigen leitenden Gedanken und Ziele, die belagerte Hauptstadt, als das höchste „Heiligthum" der Nation zu retten. Alles nationale Streben und die ganze Leidenschaft des erregten Volkes hatte ihren Einigungspunkt in den allseitigen Bestrebungen für die Befreiung des immer schwerer bedroheten Paris. Das deutsche Hauptquartier erkannte aus den verschiedensten Anzeichen, daß vor dem schließlichen Falle von Pari noch eine letzte große Anstrengung Frankreichs zur Rettirng der Hauptstadt zu er-
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Extrahierte Personennamen: Auteuil
Extrahierte Ortsnamen: Paris Paris Paris Villejuif Passy Paris Paris französischen_Republik Frankreichs Paris
Europa.
Stunden. — Greenwich [grtnnitfdj], r. an der Themse, unterhalb Londons,
schon Vorstadt desselben; erste Sternwarte Großbritanniens. — Woolwich
fu-üllitsch — u-u einsilbig], unterhalb Greenwich an der Themse, ebenso schon
Vorstadt von London. Militärakademie; sehr großes Zeughaus mit Kanonen-
gießerei und Werften für Panzerschiffe. — Brighton [breit'nj, 115000 E.,
Badeort der Londoner mit sehr starkem Wellenschlag an der klippenreichen Kreide-
küste, die der Schiffahrt hinderlich ist. — Windsor [ufndfor], r. au der Themse,
königliche Residenz. — Portsmouth [portsm'ß], 160000 E., bedeutender
Kriegshafen, groß genug, um die ganze englische Flotte auszuuehmen. Gegenüber
die rautenförmige Insel Wight [ueit], der Garten Englands. Am inneren Ende
der Bucht von Portsmouth: Southampton, Ausgangspunkt zahlreicher
Dampferlinien nach allen Weltrichtungen. — Plymouth, Kriegshafen, dessen
Eingang durch eiueu gewaltigen, fast 3000 in langen Hafendamm (Wellen-
brecher) gesichert ist. Großartige Werftanlagen Modellhaus, Masteuhaus,
Tauhäuser). — S.w. vom Kap Landsend die schon den Phöniziern bekannten
stürmereichen, der Schiffahrt äußerst gefährlichen Scilli-Inseln.
b) Ost-England
besteht aus den alten Königreichen Essex und Ostangeln.
London, von den fruchtbarsten Gegenden umgeben, mit einem Umfang von
mehr als 60 km, die Welthandelsstadt und Seele Englands, mit ozeanischer Lage
an der Themse, begünstigt als nächster Haupthafen für den Handel nüt Deutsch-
laud und dem europäischen Norden; 5,? Mill. E. (einschließlich Greenwich und
Woolwich), fast V-- der Bevölkerung des preußischen Staates.^ Der größte Teil
der Stadt liegt auf dem n. Ufer: die Altstadt (City [fjftti]) mit der Bank
und der Paulskirche und Westminster [ucstminster], Sitz der Vornehmen, mit
der Westmiuster-Abtei (Kirche und Ruhmeshalle), dem Parlamentspalast und, dem
berühmten British Museum mit Bibliothek; am S.-Ufer: Southwark sßößerkj,
Sitz der Industrie. — Ter Tower [taixrj, unterhalb der City, an der Themse,
war früher ein befestigter Palast, dann Staatsgefängnis; jetzt enthält er Nüst-
kammern und die Kronjuwelen. Schöne Parks; die Vorstädte gehen mit weiten
Gärten ins Land über. — Cambridge [fcrubribschj, Universität, wie Oxford
keine Staatsanstalt, sondern aus Stiftungen von ungeheurem Betrage erhalten.
c) Mittel-England,
das alte Königreich Mercia [rnerßia].
Oxford, von Wiesen umgeben an der oberen Themse: Universität. -
Birmingham, 490 000 E., eine der bedeutendsten Fabrikstädte; berühmte
Stahl- und Messingwaren. Die Welt ist Birminghams Markt. — Bristol
220000 E., von dem Avon sewen] durchflössen, fünfte Handelsstadt des Reiches,
Universität. — Am Trent Nottingham [gäm], 215000 E., mit großen
Strumpfwirkereien.
ä) Das Fürstentum Wales.
Ju die reinere Luft dieses Gebirgslaudes flüchten sich ebenso wie nach dem
lieblichen Wight die erholungsbedürftigen Bewohner der Großstädte. Der N.
ist dünn bevölkert; im kohlenreichen S. die Hafenplätze Swansea [ßuonßi] und
Cardiff; letzteres ist die dritte Seehandelsstadt Englands.
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Extrahierte Personennamen: Großbritanniens
Extrahierte Ortsnamen: Europa Londons London Brighton Portsmouth Englands Portsmouth Southampton Plymouth Masteuhaus Essex London Englands Westminster Westmiuster-Abtei Bristol Nottingham Wales Cardiff Englands
50 Europa.
übe Heide, die spärliches Futter für die genügsamen brannwolligen Merino-
Schafe trägt. Das Hochland hat daher nur eine schwache Bevölkerung, die
eng in kleine Sckdte und größere Dörfer zusammengedrängt ist. Wegen
der langen Kriege (Heldenthaten des Cid) und des Räuberunwesens sind
diese mit hohen Mauern umgeben. Namentlich im S. finden sich an den
Brücken und auf den Bergen noch zahllose verlassene Wachttürme, die einst
zum Schutze gegen die Mauren erbaut wurden*). Die nur in geringer Zahl
vorhandenen größeren Städte gehören meist den Küstenlandschaften an. Auf
der neneastilischen Hochfläche liegt Madrid, das nach dem spanischen
Sprichwort 3 Monate Winter und 9 Monate Hölle hat. In paradiesischer
Lage, ganz im Gegensatz zu der Umgebung der Hauptstadt Spaniens, an
der breiten Tajomündung, Lissabon, Portugals Hauptstadt; am Dnero
Oporto, der Ausfuhrhafen für den feurigen Portwein, der anf dem
Schieferboden des Duerothales herrlich gedeiht.
d) Die andalusische Tiefebene wird vom Guadalquitnr**) reich
bewässert, da diesem auch im Hochsommer ans den Schneefeldern der
Sierra Nevada***) große Wassermengen zufließen. Nach W. öffnet
sie sich dem Atlantischen Ozean, der ihr die warmen, feuchten See-
winde zuschickt. * Infolge der Lage und der reichen Bewässerung ist die
Ebene heiß und fruchtbar. In den Thälern weiden feurige Rosse und die
halbwilden Kampfstiere. Die Korkeiche bildet Wälder; Weizen, Zuckerrohr,
Baumwolle, Weinreben, Orangen und Ölbäume bringen reichen Ertrag in
„der Kornkammer und dem Weinkeller Spaniens". Der Ausfuhrhafen der
Erzeugnisse des Tieflandes ist @et>ill[lj]a, da gelegen, wo die Schiffbarkeit
des Guadalquivirs beginnt.
e) Zwischen der andalnsischen Tiefebene und der Südküste Spa-
niens erhebt sich die Sierra Nevada. Im Mulahaeen >mula-
aßenjf), dem höchsten Punkt der Halbinsel, steigt sie bis 35w m empor.
Nach N. verflacht sich das Gebirge allmählich. Dort liegt in herrlicher
Umgebung Granäda, „ein Tautropfen im Rosenkranz". Der Südabhang
des Gebirges fällt steil zum Mittelmeer ab. Beinahe das ganze Jahr
herrscht hier mildes Klima. Der Wiuter sendet Regen, und die heiße
Sommersonne reift feurigen Wein und wohlschmeckende Südfrüchte. In
der Mitte der Küste liegt Malaga, vou Weinbergen umgeben.
f) Den fruchtbarsten Teil der ganzen Halbinsel bilden die schmalen
Küsten ebenen von Valencias) und Murcia. Durch künstliche, den
Küstenflüssen entnommene Bewässerung, deren Anlage aus der Araberzeit
herstammt, hat man den Küstensaum in eine reiche Gartenlandschaft,_ „das
maurische Paradies", verwandelt, in dem Reis, Wein und Südfrüchte
*) Castilien = Land der Burgen.
**) d. i arabisch = Großer Fluß.
***) d. i. Beschneites Gebirge,
t) d. i. Gipsel des Muley Hassan. ,
ff) „Valencia ist Gottes Land, Reis wächst, wo gestern Welzen stand. Und die
Fruchtebenen, „Hue'rtas", d.h. Gärten, von Murcia [mürftia], geben jährlich 3—4 Ernten.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Hassan
Extrahierte Ortsnamen: Europa Heide Madrid Spaniens Lissabon Portugals Dnero
Oporto Granäda Malaga Murcia Gottes Murcia
52
Europa.
zauäres, dessen Bett in dürrer Zeit wie das vieler anderer spanischen Flüßchen
zur gangbaren Straße („Rambla") wird, 650 m it. d. M. Die Stadt vereinigt, wie
die strahlenförmig von ihr auslaufenden Bahnen, so die Vertreter aller Stämme
in ihren Mauern. N.w. davon Philipps Ii. Schloß Escoriäl, s. im Tajothale
die Sommerresidenz Aranjuez. Weiter flußabwärts Toledo, d. i. Erhabene
Warte, hoch über dem Tajo, ehemals Sitz westgotischer, maurischer und spanischer
Könige. Im S. die tafelgleiche Steppenfläche La Mancha smäntscha^, das Land
der Windmühlen und die Heimat des Don Quixote. In dem an Portugal
grenzenden Weidelande von Estremadnra, dem Winteraufenthalt der Merinos,
die Reste des Klosters San Duste [juste], wo Karl Y. sein Leben beschloß.
In dem schönen Andalusien (d. i. Land der Vandalen) das „heitere"
Sevilla, eine große Handels- und Fabrikstadt, 145000 E. S. davon die
Weingärten von Jerez, die den Sherry-Wein liefern. Der hohe, stark befestigte
Kalkfelsen von Gibraltar ist seit 1704 englisch. — Am Ozean der Kriegs- und
Handelshafen Cadiz [f-dmfj]. Von Pälos fuhr 1493 Columbus aus.
In Granäda, um die Sierra Nevada herum gelagert, die gleichnamige
Hst., überragt von der Alhambra, einer einst märchenhaft schönen Burg
der vertriebenen Maurenkönige. In der Mitte der Südküste Malaga, mit
bedeutender Ausfuhr vou Weiu und Südfrüchten. — Die 3 ö. Küsteulaud-
schafteu find:
Das seidenreiche Murcia, mit der gleichu. Hst.; Valencia, der „Garten
Spaniens", mit der Handelsstadt Valencia, 170000 E., und dem Kriegshafen
Cartagena; das gewerbsleißige Catalonien. In der Mitte seiner Küste
Barcelona [barßeloita], mit Baumwollwebereien und Eisenfabriken, die rührigste
Handels- und Fabrikstadt Spaniens, 270000 E.
Regenarm, schlecht bewirtschaftet und daher nur gering bevölkert ist Ära-
gouieu; am Ebro Zaragoza; die alte Königsstadt war einst viel bedeuten-
der als jetzt.
Die höchst gelegene Landschaft Europas mit durchschnittlich 800 rn Höhe ist
Alt-Castilien; hier liegt der wichtige Seehafen Santander. Welche Eisen-
' bahn endet hier?
In das zerklüftete Astnrien hatte sich die von den Mauren zurückgedrängte
christliche Bevölkerung gerettet. Von hier aus eroberte sie das Land zurück.
Ausgangspunkt zur Vertreibung der Ungläubigen war Oviedo.
Wie heißt die winzige Bauern- und Hirten-Republik in den Pyrenäen?
Die auswärtigen Besitzungen könnten für das Mutterland eine reiche Quelle
des Wohlstandes sein; trotzdem decken ihre Einkünfte kaum die eigueu Verwal-
tnngskosten. Spanien besitzt: in Afrika die Presldios, 5 feste Plätze ans der
Zeit, da Spanien das w. Mittelmeer beherrschte; die canarischen Inseln, zwei
Guinea-Inseln und die W.-Küste der Sahara. Der letzte Rest der amerikanischen
Besitzungen sind Euba und Puerto-Rico. In Asien die Philippinen. In
Australien die vulkauischeu Marianen und die meist niedrigen Karolinen.
b) Königreich Portugal.
[93 000 qkm, 4,7 Mill. @.]
a) Lage und Volkswirtschaftliches.*) Portugal, von Spanien durch
unwirtliche Landstriche, Flußbarren, Mangel aller Handelsbeziehungen,
durch Sprache und Geschichte getrennt, war mit seiner dem Ozean znge-
*) d, i. Landwirtschast, Gewerbe, Handel und Verkehr.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T45: [Spanien Stadt Portugal Granada Madrid Valencia Königreich Ebro Provinz Hauptstadt], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa La_Mancha Portugal San_Duste Andalusien Sevilla Jerez Cadiz Granäda Sierra_Nevada Malaga Murcia Valencia Valencia Cartagena Barcelona Spaniens Zaragoza Europas Oviedo Hirten-Republik Spanien Afrika Spanien Asien Australien Portugal Portugal Spanien
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prächtig geschmückte Haupt- und Residenzstadt des russischen Reiches, St. Peters-
bürg. Durch die Zaren ist sie der Buttel- und Glanzpunkt des europäischen
Lebens in Rußland geworden, durch ihren Handelshafen und ihre Lage auch
die erste Handelsstadt Rußlands, im Sommer 900<)()(), im Winter 1 Mill. E.
Von der Leeseite her ist sie geschützt durch den ans einer Insel gelegenen Kriegs-
Hasen Kronstadt.
Das Newabecken bildet den Übergang von der nordrussischen zur
d) Ostsee-Tiefebene, die durch die Waldaihvhe und den westrussischen Land-
rücken vom übrigen Rußland getrennt ist. Unwirtbare Moore und Sümpfe
wechseln mit ausgedehnten Waldungen und fruchtbaren Ackerlandschaften, anf
denen Getreide und Flachs in Menge gebaut wird. Der bedeutendste Ausfuhr-
hafen für diese Landeserzengnisse ist Riga, der dritte Seehafen des russischen
Reiches, an der Düna (Quelle und Mündung?). Auf deutsches Gebiet treten
Memel und Weichsel über. Der zu Rußland gehörende mittlere Teil der letz-
teren durchfließt den Hauptteil des alten Polenreiches. Hier liegt an der Weichsel
Warschan, die drittgrößte Stadt des russischen Reiches, voll schöner Kirchen,
prächtiger Paläste und herrlicher Gärten, Mittelpunkt der w. Hauptbahnen und
wie die Vorstadt Praga stark befestigt. 465000 E.
e) Das Dnjeprbecken ist das von den Vorhöhen der Karpaten, dem w.-rnssischen
Landrücken, der mittelrussischen Schwelle und dem Schwarzen Meere eingeschlossene
Tiefland. Der Dnjepr entspringt s. von der Waldaihöhe. Sein oberer Teil,
das Gebiet um die Beresina und den Prlpet, besteht vorwiegend aus Sumpf
und Wald irokitnosümpfe), sein mittlerer Teil gehört den reichen Ackerlandschaften
an, die man „die Kornkammer Europas" nennt. Hier liegt Kiew [fteffj, stark
befestigte Industrie- und Handelsstadt, mit zahlreichen Bildungsanstalten, zugleich
die heilige Stadt der Russen mit vielen Höhlenklöstern an den hohen Dnjepr-Ufern.
In der fruchtbaren Ukraine Charkow skhärkoff^, mit bedeutender Industrie und
Messe. S. zwischen beiden liegt Pottawa, wo 1709 Peter der Große Karl Xii.
besiegte. — Durch die hügelige Ukraine fließt der Dnjepr über lange und ge-
fährliche Stromschnellen den Vieh- und getreidereichen politischen Steppen zu,
die sich wie ein breiter Gürtel um das N.-Ufer des Schwarzen Meeres legen.
Zwischen der Djnepr- und Dnjestr-Mündung liegt Odessa, die bedeutendste
Handelsstadt am Schwarzen Meere, die die Getreide-Ernten S.-Rußlands in
den Handel bringt, 315000 E.
d) Das Wolgabecken. Die Wolga, d. h. die Große, entströmt der Waldcn-
höhe und fließt zunächst in ö. Richtung dnrch eine wohlangebaute und reich be-
lebte Gegeud. In dieser liegt Moskau, die alte Hst. Rußlands, zweite Resi-
denz, an der Moskwa, auf einer hügeligen Ebene, beinahe im Mittelpunkt des
europäischen Rußlands, mit 400 Kirchen, erste Fabrikstadt des Reiches (Web-,
Spinn- und Pelzwaren) und Mittelpunkt des Handels mit Asien; Sammelplatz
des Glanzes russischen Altadels, voll bunter asiatischer Pracht. In der Mitte
der Kreml, Residenzschloß mit Palästen und 32 Kirchen; 825000 E. An der
Mündung der Oka in die Wolga blüht Nischni Nöwwgorod als Stadt
der großen Messen, auf welchen Hunderttausende von Kaufleuten, darunter ans
dem ferusteu Asien, zusammenkommen. . Bei Kasan, das den Handel Großruß-
lands mit Sibirien vermittelt, biegt die Wolga nach S. um und empfängt unter-
halb dieser Stadt die Känia, den Hauptsluß des uralischeu Bergwerkgebietes.
An das r. User des Stromes tritt die hohe Wolgaschwelle heran, während das
l. von slachem Niederlande begleitet wird. Bei Samara beginnt die sibirische
Überlandbahn. Saratow [ftnratoff] wird von deutschen Kolaniste»dörfern umgeben,
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Personennamen: Moore Pottawa Peter_der_Große_Karl_Xii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Buttel- Rußlands Kronstadt Ostsee-Tiefebene Riga Karpaten Beresina Kiew Ukraine_Charkow Djnepr- Odessa Moskau Moskwa Rußlands Asien Wolga Nischni_Nöwwgorod Asien Kasan Sibirien Samara Saratow
Das rheinische Schiefergebirge. Iii
Vi. Pas rheinische Schiefergeliirge.
Es ist eine wellenförmige, kalte, wenig fruchtbare Hochfläche in der
Gestalt eines unregelmäßigen Vierecks, in das von N.w. her die Bonner
Tieflandsbucht weit eindringt. Die Hochfläche ist durchschnittlich 500 m~
hoch, und keiner ihrer Gipfel erreicht 900 in völlig; sie fichrt ihren Namen
nach ihrer häufigsten Gesteiusart. Nur iu deu tief eingeschnittenen Fluß-
thäleru entwickelt sich das reiche „rheinische" Leben, weil sie -vollkommen
geschützt und darum warm und fruchtbar sind. Das schönste unter diesen
ist das Durchbruchsthal des Rheins, der als Mittelrhein die Hochfläche
vou Bingen bis Bonn in n.w. Richtung durchfließt und dieselbe in das
rechts- und linksrheinische Schiefergebirge teilt.
A. Das Rheinthal.
Nachdem der Rhein von Mainz ab den sonnigen Rheingau durchflössen •*-<
und das durch seinen Wein bekannte freundliche Städtchen Rüdesheim berührt »
hat, tritt derselbe mit dem Felsenthore bei Bingen*) in das Gebirge ein, das er
bei Bonn wieder verläßt. Dieser Teil- ist die schönste Strecke des ganzen
Rheinlaufs und wird 5aher auch am meisten von Fremden aufgesucht. Die
waldbedeckten Höhen steigen zuweilen unmittelbar von den Uferrändern empor,
so daß die den Strom auf beiden Seiten begleitenden Eisenbahnen durch Felsen-
tunnel hindurchgehen. Unter den Uferbergen ist der von Dichtermund besungene
Lurleifelsen der bekannteste. Wo das Rheinthal sich weitet, oder wo ein Seiten-^
thal in dasselbe einmündet, da liegen freundliche Dörfer und turmreiche Städte
tut Schatten edler Obstbäume und epheuumrankter Walnußbäume. Grüne Inseln,
zuweilen alte Baudenkmäler tragend, tauchen aus den Fluten empor. Freundliche
Landhäuser, stattliche Schlösser und Trümmer vou Burgen schauen von den .
Bergabhängen nieder ins Thal. Die Rebe bekleidet die Felsen von unten bis
oben oder erringt sich iu einzelnen Gruppen zwischen Busch und Stein einen
Platz. Dichter preisen dies herrliche Thal, und die Sage hat diese Stätte geweiht.
Die größte und wichtigste Stadt inmitten des Schiefergebirges ist das be-
festigte Koblenz mit der gegenüberliegenden Bergfeste Ehrenbreitstein. Diese
Doppelstadt beherrscht nicht nur das Rhein- und Moselthal, sondern auch das
Thal der oberhalb Koblenz von r. her in den Strom mündenden Lahn.
B. Das linksrheinische Schiefergebirge.
a) Die Gebirge. Das linksrheinische Schiesergebirge zerfällt durch die
Mosel in zwei Abschnitte. fw- ^ ■
S. von derselben zieht sich bis zur Nahe der Hunsrück hin. Große Steinkohlen- "
lager im s.w. Teile und kräftige Solquellen im Nahethal — hier liegt das vielbesuchteu
Bad Kreuznach — haben ein mannigfaltiges gewerbliches Leben hervorgerufen, u?
N. von der Mosel dehnt sich bis an die Maas eine weite, an fruchtbarem
Boden arme und daher nur sehr spärlich bewohnte Hochfläche aus, deren O.
zum deutschen Reiche gehört, während der N.w. belgisch, der S.w. französisch
ist. Das belgisch-französische Gebiet bezeichnet man mit dem Namen Ardennen,
unser deutsches mit dem Namen Eifcl. Diese ist reich an erloschenen Vulkanen
und kratersörmigen Vertiefungen, die oft tiefe Seeen, meist nur vou geriugem
*) S. Bilderanhang S. 177.
. ..i I
\ " , • . i . 'f. ff//** *
' L ' ■ . - < ^ A* .c. ■.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]